Beziehungsratgeber für Unternehmen und NPOs

Die Zusammenarbeit von Unternehmen, die auf Gewinn ausgerichtet sind, und Organisationen der Zivilgesellschaft stehen im Zentrum des neuen Fachbuches von Gabriele Faber-Wiener (Bild). Gemeinsam mit Bettina Gjecaj zeigt die CSR-Expertin aber nicht nur auf, wie solche Kooperationen über die Bühne gehen können und sollen, sondern auch worin der Mehrwert für alle Beteiligten, vor allem für die Allgemeinheit liegen kann. Im Interview mit PRVA.at erläutert Gabriele Faber-Wiener Hintergründe und spricht über Best-Practice-Beispiele. 

Warum habt ihr dieses Buch geschrieben?

Weil Kooperationen zwischen Unternehmen und NPOs immer wichtiger werden – sei es zur Erreichung gemeinsamer Ziele, zur Sicherung der Akzeptanz für Prozesse, Produkte oder Standorte, aber auch zur finanziellen Unterstützung von gemeinnützigen Aktivitäten. Bisher ist das Thema aber ein blinder Fleck, es werden also weder die Rollenverhältnisse thematisiert noch die notwendigen Eckpfeiler. Es ist das erste Buch, das nicht nur Fragen und Risiken aufwirft, sondern auch Antworten gibt, inklusive konkreter Tools wie man an solche Kooperationen herangeht, damit sie glaubwürdig und stabil sind. Dieses Buch ist ein Beziehungsratgeber für beide: NPOs und Unternehmen. Und die PR-Leute auf beiden Seiten sind Hauptzielgruppe davon.

Warum steigt der Druck auf Unternehmen, mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen?

Unternehmen sind Teil der Probleme – denken wir nur an energieintensive Branchen -, aber sie sind auch essenzieller Teil der Lösungen. Der Druck für die Veränderung kommt aus fünf Richtungen: Erstens die Lieferkette, d. h. die Kund:innen zwingen dazu. Zweitens die Finanzwelt, also Banken und einschlägige Rahmenvorgaben wie ESG sind die treibenden Kräfte. Drittens das Reporting, d. h. neue Auflagen sind der Motor für die Veränderung. Viertens die EU-Regularien, die seit dem Green Deal 2019 auf Unternehmen zukommen. Und fünftens die Mitarbeiter:innen, die meiner Ansicht nach der stärkste Veränderungsmotor für Unternehmen sind. Vor allem die junge Generation will nicht in Problembranchen und Dreckschleudern arbeiten. Sie will eine Arbeit, auf die sie stolz sein kann.

Was ist die wichtigste Regel für ein Unternehmen, das ernsthafte CSR betreiben möchte?

Echte Transformation in Richtung Nachhaltigkeit basiert auf zwei Grundfragen. Erstens was ist meine Verantwortung bzw. die Verantwortung meines Unternehmens, meiner Organisation? Die zweite Frage ist genauso simpel: Was sind meine Auswirkungen oder die Auswirkungen meiner Organisation auf die Gesellschaft? Wer diese beiden Fragen ernstnimmt, weiß genau, was zu tun ist: die Verantwortung annehmen, die positiven Auswirkungen verstärken und die negativen eliminieren oder zumindest minimieren. Es gibt eine Reihe von Frameworks, die dabei helfen, aber sie ersetzen nicht die Auseinandersetzung mit diesen Fragen. Darum beginne ich meine Beratungstätigkeit immer damit – und mit der Arbeit an den Grundwerten des Unternehmens. Das führt immer zu Aha-Erlebnissen und hat bisher immer zum Erfolg geführt, da es interaktiv passiert, nicht im stillen Kämmerlein der CSR-Abteilungen.

Welche CSR-Initiative ist für dich aktuell das eindrucksvollste Best-Practice-Beispiel? 

Eine der stärksten Initiativen ist für mich die Zweite Sparkasse. Sie wurde vor vielen Jahren von Erste Bank und Caritas geschaffen mit dem Ziel, Menschen Zugang zu einem Konto zu verschaffen, die obdachlos oder arbeitslos waren. Warum ich diese Initiative so stark finde? Weil hier nicht der Business Case im Mittelpunkt stand, sondern die Legitimation, also die Grundannahme, dass jede und jeder Zugang zu einem Konto haben sollte. Das ist ja auch der ursprüngliche Zweck von Banken. Der zweite Grund ist der diskursive Ansatz, denn keiner der Beteiligten wusste, was am Ende dabei rauskam. Aber beide haben sich darauf eingelassen und das auf Augenhöhe. Wenn man hier die üblichen Effizienzkriterien herangezogen hätte, Stichwort „Zeit ist Geld“, dann wäre diese Initiative nie entstanden. Das zeigt klar: Echte CSR bedeutet Effektivität und bringt Innovation. Heute beneiden und kopieren viele diese Initiative.

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Gabriele Faber-Wiener, Bettina Gjecaj: „Kooperationen zwischen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen“ // 194 Seiten, Verlag Springer Gabler, 1. Auflage 2023 // Preis: 29,99 Euro (E-Book), 41,11 Euro (Taschenbuch)

über die autorinnen
Gabriele Faber-Wiener ist seit mehr als 25 Jahren als CSR- und Kommunikationsexpertin im deutschsprachigen Raum tätig. Sie ist Dozentin an acht Universitäten, berät Unternehmen sowie NPOs und war von 2003 bis 2005 Präsidentin des PRVA. Bettina Gjecaj arbeitet und lehrt an der FH Joaneum. Ihre beruflichen Schwerpunkte umfassen unter anderen Green und Social Marketing, Campaigning, Öffentlichkeitsarbeit und Corporate Social Responsibility.

Buchverlosung // bereits abgeschlossen // 

Wir verlosen eine Druckversion und zwei E-Books des neuen Fachbuches. Senden Sie bis Freitag, 26. Mai 2022, um 13 Uhr ein E-Mail mit dem Betreff "Gewinnspiel: CSR-Buch" unter Angabe von Namen (und Postadresse) an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Geben Sie uns außerdem bekannt, ob Sie lieber die E-Book- oder die Taschenbuch-Version erhalten möchten. // Aus den Einsendungen aller PRVA-Mitglieder ermitteln wir per Zufallsprinzip die Gewinner:innen.  // Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. //

 

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