Daniel Gürtler untersucht Litigation PR in der Politik
Er hat es ganz oben aufs Stockerl geschafft und in der Kategorie „Masterthesen an FH- und Uni-Lehrgängen“ den Franz-Bogner-Wissenschaftspreis abgeräumt. Darin beschäftigt sich Daniel Gürtler mit Framing als Instrument in der Litigation-PR. Im Gespräch mit PRVA.at gibt der Niederösterreicher, der außerdem Sprecher der GPA-Vorsitzenden Barbara Teiber ist, Einblicke in sein Forschungsfeld.
Ist der Druck auf Österreichs Gerichte bei Prozessen, die von starker Medienbegleitung geprägt sind, tatsächlich stärker geworden als früher?
Vorab eine Klarstellung: Litigation PR hat zwei wichtige Aufgaben. Die Beeinflussung des Urteils in Gerichtsverfahren im Sinne der Mandant:innen und den Schutz der Reputation, also das Ansehen einer Person oder einer Organisation in der Öffentlichkeit. Im anglo-amerikanischen Raum steht die zuerst genannte Aufgabe im Vordergrund, weil Geschworenen-Prozesse viel häufiger vorkommen als hierzulande. In Österreich ist es hingegen klar die Reputationsfunktion. Prozesse mit starkem Medieninteresse führen zu einer öffentlichen Vorverurteilung. Gerade bei Fällen, die ehemalige Politiker:innen betreffen, dominieren Schuldframes die Berichterstattung. Dieses Frames sind so stark, dass sie Betroffene auch nach Ende der Verhandlung und selbst bei einem Freispruch so schnell nicht wieder loswerde. Deswegen sind begleitende PR-Maßnahmen so wichtig, um dieser Vorverurteilung entgegenzuwirken. Diese Entwicklung führt letztlich auch zu mehr Druck auf die Gerichte, die dadurch stärker in der Öffentlichkeit stehen.
Vor rund 1,5 Jahren stand das Thema Litigation PR in Österreich stark in die Öffentlichkeit, nachdem Sebastian Kurz als Bundeskanzler zurücktrat und die WKStA-Ermittlungen begannen. Wie sehen Sie diesen Fall heute rückbetrachtend?
Die Verteidigung ist handwerklich professionell abgelaufen, Kurz hat ein klare, stringente Botschaft vermittelt – er ist in die Offensive gegangen und hat der Opposition unlautere Motive unterstellt. Dieser Frame wurde auch von den Medien aufgegriffen. Das zeigt: In der österreichischen Litigation PR gibt es einen Professionalisierungsschub. Im internationalen Vergleich ist sie hierzulade ein noch recht junger Schwerpunkt der Kommunikationsbranche, der durch die zunehmende Verlagerung der Mediennutzung auf Social Media befeuert wird. Ich gehe davon aus, dass in Hinkunft mehr Agenturen diese Sonderform der Krisenkommunikation als Leistung anbieten werden. Dadurch wird es aber auch nötig sein, dass PR-Dienstleister.innen ihr juristisches Fachwissen ausbauen.
Gibt es ein Best-Practice-Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, an dem Sie erläutern können, dass sich Litigation PR auszahlt?
Der Rosenkrieg zwischen Johnny Depp und Amber Heard, der vor amerikanischen Gerichten ausgetragen wurde, kostete beide Hollywood-Stars zwar Millionen. Aber der Prozess, der mehrere Wochen dauerte, wurde auch von enormer Medienberichterstattung begleitet. Schließlich konnte Johnny Depp, dem Gewalt gegenüber seiner Ex-Frau vorgeworfen, aufgrund einer stringenten PR-Strategie und massivem Einsatz von Social Media-Maßnahmen das Ruder der öffentlichen Meinung herumreißen und wurde schließlich zum Gewinner der öffentlichen Meinung.
„Befunde zum Frame-Building in der Litigation-PR am Beispiel von Ermittlungen gegen ausgewählte österreichische Spitzenpolitiker" // Donau-Universität Krems – Die Universität für Weiterbildung // Betreuerin: Brigitte Reiter
Daniel Gürtler absolvierte den Universitätslehrgang für Politische Kommunikation an der Donau-Universität Krems und schloss diesen mit einem "Master of Science" im April 2022 ab.
Der 28-jährige Niederösterreicher ist außerdem Mediensprecher der Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Barbara Teiber, und für die Online-Kommunikation der GPA verantwortlich.
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