Herausforderung Unternehmensgeschichte: Lukas Kalteis erforscht die Bedeutung der Vergangenheit

Mit seiner Arbeit, in der er sich mit heiklen Themen der Unternehmensgeschichte befasst hat, etwa mit Zwangsarbeit in der NS-Zeit, gewann Lukas Kalteis den 1. Platz in der Kategorie „Masterthesen an Universitäts- und Fachhochschul-Lehrgängen". Bei der Kulturabteilung des Magistrats St. Pölten bringt er täglich sein historisches Wissen mit Kommunikationsexpertise zusammen – eine spannende Mischung, die auch in seiner preisgekrönten Arbeit zum Tragen kommt.

TItel der Arbeit

„History matters! Unternehmensgeschichte zwischen Nostalgie und Vergangenheitsbewältigung am Beispiel von History Marketing in der Baubranche“ // FH St. Pölten // Betreuer: Dr. Matthias Däumer

Wie ist der Historiker in Ihnen zu diesem Thema gekommen?

Das kam ganz unverhofft, denn ursprünglich wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass sich die beiden Studien verbinden lassen. In einem Seminar kam als Beispiel eine sehr lange bestehende Kaffeemarke, die ganz klar mit kolonialen Bildern und Narrativen wirbt oder zumindest geworben hat. Durch diesen Zufall bin ich auf die Idee gekommen, dass der Umgang mit der Unternehmensgeschichte doch ein interessantes Thema für die Masterarbeit sein könnte. Bei österreichischen Unternehmen der Baubranche liegt die Frage nach Zwangsarbeit während der NS-Zeit nahezu auf der Hand. Neben diesem Punkt habe ich mich auch noch mit anderen moralischen Grenzüberschreitungen von Unternehmen über die Zeit, aber auch mit generellen Vor- und Nachteilen bei der Miteinbeziehung von Geschichte in die interne und externe Kommunikation auseinandergesetzt.

Was war beim Beforschen dieses Themas eine Herausforderung?

Es gibt noch sehr wenig Literatur rund um die Bedeutung von Unternehmensgeschichte für die Kommunikation. Die wenigen Bücher und Artikel, die es gibt, richten sich vor allem auf „History Marketing“ im Sinne von absatzsteigernden Marketingmaßnahmen im Zusammenhang mit Nostalgie. Eine weitere Herausforderung war es, überhaupt Interviewpartner:innen zu finden, die bereit waren, über die NS-Zeit und die damalige Rolle ihres Unternehmens zu sprechen. Das allein sagt jedoch schon viel aus.

Welche Empfehlung für PR-Expert*innen können von den Forschungsergebnissen abgeleitet werden?

Aus allen Fallbeispielen zeigt sich, dass Vorkommnisse aus der Vergangenheit erst zum Problem werden, sobald man diese verschweigt. Gerade wenn es um die NS-Zeit geht. Hier empfiehlt sich ein offener Umgang und eine eventuelle Aufarbeitung, um Problemen und Krisen vorzubeugen. Aus diesem Grund sollten Corporate Social Responsibility (CSR) und Issue Management um eine historische Dimension erweitert werden. Abgesehen davon kann die Integration der Unternehmensgeschichte in die interne Kommunikation zahlreiche Vorteile bieten. So wird beispielsweise auch das Potenzial von Geschichte zur Sinn- und Identitätsstiftung für das Employer Branding stark unterschätzt.

>> Arbeit hier zum Wissenschaftspreis einreichen

>> Zu den aktuellen Preisträger:innen

Wordrap
  • Meine bevorzugte Social Media Plattform ist … Facebook. Ich bin da eher oldschool.

    Meine Stärken sind … Neugier und Durchhaltevermögen.

    Wenn ich nicht in der Kommunikation arbeiten würde, dann wär ich das geworden ... Ich denke, ich hätte mich als Historiker versucht oder würde irgendwas anderes mit Medien machen.

    Dieses Buch liegt derzeit auf meinem Nachkästchen … „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Hašek.

    Diesen Podcast hab ich zuletzt gehört ... Der Professor und der Wolf. Wobei ich mich hier als kein großer Podcast-Hörer outen muss.

    Diese drei Dinge nehme ich auf die einsame Insel mit ... Ein Feuerzeug, ein Buch und eine gute Flasche irischen Whiskey.

Zur Person

Lukas Kalteis arbeitet derzeit in der Kulturabteilung des Magistrats St. Pölten und ist dort für Kommunikation und Marketing zuständig. Nach einem Bachelor in Geschichte sowie Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien schloss er zwei Masterstudien in Geschichte und PR- und Kommunikationsmanagement ab. Für eine wohlverdiente Pause nach der intensiven Studienzeit nutzte er sein Preisgeld von € 1.200 für einen Städtetrip nach London.

Mehr zum Thema: