Clara Kaindel und der Kontrollverlust

Clara Kaindel ist seit einigen Jahren ein engagiertes Mitglied der PRVA Newcomer, des Netzwerks für junge Talente in der österreichischen Kommunikationsbranche. Daher ist die Freude besonders groß, dass sich Clara beim diesjährigen Wissenschaftspreis in der Kategorie „Masterarbeiten an Fachhochschulen“ den ersten Platz sicherte. Sie arbeitet als PR-Consultant bei Grayling und konnte bei ihrem Debüt als Moderatorin am heurigen #ktag auf Anhieb die Gäste überzeugen.


Welchen Einfluss haben mediale Rahmenbedingungen und die massive Veränderung von Mediennutzungsgewohnheiten auf die Konvergenz der Kommunikationsdisziplinen, und was bedeutet das für PR-Agenturen?

Durch die Weiterentwicklung neuer Technologien wie sozialer Medien ist ein digitaler Kommunikationsraum mit nur sehr geringen Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten entstanden. Die zunehmende Fragmentierung der Medienlandschaft birgt zusätzlich Herausforderungen, da sich Ziel- und Dialoggruppen individuellere Medienrealitäten schaffen und für Kommunikator:innen schwerer zu erreichen sind. Besonders im digitalen Raum kommt es daher zu einer verstärkten Konvergenz der Disziplinen Werbung und PR, die stark im Bereich der Paid und Earned Media zu erkennen ist. PR-Agenturen entwickeln sich zunehmend zu strategischen Beratungsunternehmen, über alle Kanäle hinweg. Die Empirie zeigt eine verstärkte Aktivität im Paid-Bereich und vermehrte Zusammenarbeit mit anderen Dienstleister:innen.

Integrierte Kommunikation als Allheilmittel gegen den Kontrollverlust über kommunikative Maßnahmen und Botschaften?

Das Thema Kontrolle ist prägend für den Fachdiskurs rund um die integrierte Kommunikation. Vergleicht man die „klassischen“ Modelle der integrierten Kommunikation mit den neueren Ansätzen, so zeigt sich, dass der Diskurs immer ganzheitlicher wird. Wurden früher Top-down-Prozesse entworfen, um der Kommunikationsabteilung die Kontrolle zu sichern, wird heute diskutiert, wie verschiedene Abteilungen und Expert:innen auch außerhalb der Kommunikationsabteilung in die Kommunikation eingebunden werden können. Ein allgemeines Allheilmittel für den Kontrollverlust bietet auch die integrierte Kommunikation nicht, sie liefert aber viele Ansätze, die Organisationen ermöglichen, die notwendige Flexibilität zu schaffen.

Was bedeutet das jetzt für Paid und Earned Media?

Paid und Earned Media sind jene Kanäle, bei denen die Konvergenz am deutlichsten zu erkennen ist. Maßgebliche Treiber davon sind Algorithmen auf Plattformen sozialer Medien, eine zunehmende Annäherung der Anzeigen- und Redaktionsabteilungen in klassischen Medien und der Glaubwürdigkeitsverlust, der durch Fake News angetrieben wird. Das führt dazu, dass viele bis dato unbezahlte Maßnahmen des Earned- und Owned-Bereichs durch Bezahlung unterstützt werden.

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Wordrap
  • Meine Stärken sind ... Ehrgeiz und Neugier.

    Dieses Buch liegt derzeit auf meinem Nachkästchen „Mädchen, Frau etc." von Bernardine Evaristo.

    Diesen Podcast hab ich zuletzt gehört ... Inside Austria: „Der Standard“ und „Der Spiegel“ rekonstruieren darin die großen und kleinen Skandale Österreichs.

    Diese drei Dinge nehme ich auf die einsame Insel mit ... Sonnencreme, Bücher und eine Kamera.

    Diese drei Worte fallen mir zum Begriff „Kommunikation“ ein ... Vertrauen, Vielfältigkeit und Transparenz.

Titel der arbeit

„Die Rolle von PR-Agenturen und Werbeagenturen in der integrierten Kommunikation. Eine qualitative Untersuchung: Auswirkungen der Konvergenz der Kommunikationsdisziplinen (PR und Werbung) auf die Rolle von Agenturen“ // FHWien der WKW // Betreuerin: Sieglinde Martin

Zur Person

Clara Kaindel absolvierte ihren Masterstudiengang "Kommunikationsmanagement" an der FHWien der WKW und ist Consultant in der Corporate Affairs Unit der Agentur Grayling. Darüber hinaus unterrichtet Clara an der FH St. Pölten im Bachelor-Studiengang „Marketing und Kommunikation“.  

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