Jan Hofmann und die Frames, die man nicht los wird
Er ist der Erstplatzierte in der Kategorie „Masterarbeiten an Unis“ des Franz-Bogner-Wissenschaftspreises: Jan Hofmann beschäftigt sich mit dem Framing-Ansatz und bietet eine spannende Analyse politischer Frames in der österreichischen Corona-Politik. PRVA.at hat mit dem Publizistik-Absolventen und Account Manager bei „The Skills Group“ ein Gespräch über seine Arbeit geführt.
Beschreiben Sie mit wenigen Worten den Framing-Ansatz und nennen Sie uns ein palaktives Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit.
Kurz gesagt, geht es bei Framing darum, gewisse Teilaspekte eines Themas in den Fokus zu rücken und auf andere bewusst zu verzichten. Ein schönes Beispiel ist die Abtreibungsdebatte in den USA, in der zwei unterschiedliche Frames bedient werden: Unter Progressiven und Liberalen hat sich eine Bewegung mit dem Titel „Pro-Choice“ entwickelt, die damit die Entscheidungsfreiheit der betroffenen Frauen hervorhebt. Konservative Kreise sprechen hingegen von „Pro-Life“ und rücken damit den Schutz des ungeborenen Lebens ins Zentrum.
Welche Frames werden von politischen Entscheidungsträger:innen am liebsten eingesetzt?
In der Covid-Krise spricht die österreichische Bundesregierung von „Freitesten“. Die Oppositionspartei FPÖ verwendet den Begriff „Zwangstesten“ und framt damit das genaue Gegenteil. Ein zeitloses Framing-Beispiel aus der Politik ist der Begriff „Steuerlast“, womit ein schwerer Rucksack angedeutet wird, den man mit sich herumträgt. Tatsächlich gibt es beim Thema Steuern wenig bis keine positiv aufgeladenen Frames. Nur das Steuerparadies: Dieser Begriff vermittelt, dass Orte dann zum Paradies werden, wenn man dort wenig Steuern bezahlen muss. Allerdings ist auch dieser Begriff zumindest mit einer moralischen Bedeutung belegt.
Was ist die wichtigste Erkenntnis Ihrer Arbeit für die Kommunikationspraxis?
Herausforderungen sollen in der öffentlichen Diskussion möglichst akkurat angesprochen werden. Die Bundesregierung hat in der ersten Phase der Covid-Krise die Pandemie in ihrer Kommunikation vor allem als wirtschaftliches Problem betrachtet – und nicht als gesundheitliches. Und für ein ökonomisches Problem ist eine Impfung kein probater Lösungsansatz. Deshalb verwundert es im Nachhinein nicht, dass die Impfquote in Österreich deutlich unter jener in anderen westeuropäischen Ländern liegt.
In Ihrer Arbeit geht es um politische Kommunikation, lassen sich daraus auch Erkenntnisse für die Wirtschaft ableiten?
Wer professionell kommunizieren möchte, kommt am Framing-Ansatz nicht vorbei. Wichtig dabei ist: Der Frame, den wir bei einem Thema zuerst wahrnehmen, bleibt im Kopf hängen. Einen Gegenpol dazu aufzubauen, ist nur mit großen Anstrengungen möglich. Deshalb ist es wichtig, dass professionelle Kommunikator:innen langfristig denken und sich bewusst machen, dass man Frames, die man einmal in die Welt gesetzt hat, nicht mehr so schnell los wird.
„Politisches Framing in Zeiten von Corona - Eine Frame-Analyse der Kommunikation von Österreichs Parlamentsparteien zur Corona-Krise" // Masterstudium Publizstik- und Kommunikationswissenschaften, Universität Wien // Betreuer: Jörg Matthes
- Meine bevorzugte Social Media-Plattform ist ...Tiktok.
- Meine Stärke ist ... cool zu bleiben, wenn es brenzlich wird.
- In diesen Kommunikationsdisziplinen kenn ich mich besonders gut aus ... Framing und Social Media.
- Wenn ich nicht in der Kommunikation arbeiten würde, dann wär ich das geworden ... Historiker
- Dieses Buch liegt derzeit auf meinem Nachkästchen … „Radikalisierter Konservatismus“ von Natascha Strobl
- Diesen Podcast hab ich zuletzt gehört ... „Inside Austria“: Zsolt Wilhelm vom Standard und Lucia Heisterkamp vom Spiegel rekonstruieren in diesem Podcast die großen und kleinen Skandale Österreichs.
- Diese drei Dinge nehme ich auf die einsame Insel mit ... Tablet, ein gutes Buch und eine Badehose.
Jan Hofmann hat sein Publizistik-Masterstudium 2021 abgeschlossen und ist seit 2020 für „The Skills Group“ tätig, die übrigens einen „Frame Checker“ anbietet. Der Burgenländer bezeichnet sich selbst als „eingefleischten Flachländer“, der aber im Sommer wie im Winter gerne und viel Zeit am Berg verbringt. Auf dem Snowboard oder mit den Wanderschuhen.
Ein interessantes Detail aus seiner Vergangenheit hat uns der 27-Jährige außerdem verraten: „Als Kind hatte ich einen kleinen Sprachfehler und Probleme mit der Aussprache des „Sch“. Immer wenn ich ein Schnitzel bestellen wollte, kam nur ein ,Nitzi‘ heraus. Mittlerweile gelingt es mir aber problemlos, mein Lieblingsgericht zu bestellen.“
Online seit 23. Juni 2022
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