Wissenschaftspreis 2003

Krisen-PR auf dem Prüfstand

Österreichischer Wissenschaftspreis für Public Relations 2003 & Expertentagung im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur

Am Freitag, dem 28. November, hinterfragten namhafte PR-Praktiker und Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich gängige Krisenmanagement-Methoden und präsentierten neue Lösungsansätze. Anlass dafür war die Verleihung des Österreichischen Wissenschaftspreises für PR, der im Rahmen der Expertentagung „Krisen-PR auf dem Prüfstand“ vergeben wurde.

Die Veranstaltung fand auf Initiative des heimischen PR-Unternehmens Hauska & Partner statt und wurde in Kooperation mit dem Public Relations Verband Austria (PRVA), dem WirtschaftsBlatt und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur durchgeführt.

Leo Hauska, geschäftsführender Gesellschafter des österreichischen PR-Unternehmens Hauska & Partner, meint, dass Unternehmen auf Grund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen gefordert sind, ihre Strategien in Krisenzeiten anzupassen und erläutert: „Krisen und Veränderungsprozesse zählen heute für viele Unternehmen zum Alltag. Neue Beziehungsstrukturen zwischen Gesellschaft und Unternehmensorganisationen verlangen nach pro-aktivem Beziehungsmanagement. Unser Ziel bei dieser Tagung war, neue Lösungsansätze aufzuzeigen und Impulse für Wissenschaft und Praxis zu setzen.“

Siegerarbeit gab Anstoß für Expertentagung

Alle drei Preisträgerinnen sind heuer Absolventinnen des Institutes für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Die Diplomarbeit „Evaluation von Krisen-PR. Dargestellt am Beispiel einer Medienresonanzanalyse zum Gletscherbahnunglück in Kaprun“ von Mag. Lucia Felbermayer, gab den Anstoß die Expertentagung einzuberufen. Die Abschlussarbeit brachte ihr nicht nur den ersten Platz des Wissenschaftspreises – ex aequo mit Mag. Astrid Pienegger – ein, sondern hinterfragt die Möglichkeiten und Funktionen von Evaluationsverfahren für Krisen-PR. Dkfm. Franz Bogner, Wissenschaftlicher Delegierter des PRVA, meint dazu: „Die Arbeit zeichnet sich durch hohe Präzision, klares Problembewusstsein, Forschungsphantasie, außergewöhnlich intensive Recherche und Qualität des empirischen Verfahrens aus. Frau Mag. Felbermayer gelingt eine differenzierte Diskussion über die Eignung der Medienresonanzanalyse als Evaluationsmethode für Krisenkommunikation.“

Ex aequo-Siegerin Mag. Astrid Pienegger, Absolventin der Universität Wien, untersuchte in ihrer Arbeit „Public Relations und Wirtschaftsjournalismus. Eine Studie über Image und Akzeptanz der PR im Wirtschaftsjournalismus – im Kontext von Professionalisierungstheorien“ die Beziehungen zwischen Wirtschaftsjournalisten und PR-Praktikern in Organisationen. Dkfm. Bogner dazu: „Die Arbeit von Frau Pienegger erweist sich also nicht nur als wissenschaftlich innovativ und methodisch zeitgemäß, ihre interessanten Befunde können auch als Anregungen für die PR-Praxis dienen, Maßnahmen für ein verbessertes Verhältnis PR / Journalismus zu entwickeln.“

Der dritte Preis ging für die Arbeit „Der Einfluss von Macht auf den Grad der Adaptionsleistungen der Systeme Public Relations und Journalismus. Ein Modifikationsvorschlag des Intereffikations-Modells am Beispiel der Formel 1“ an Mag. Julia Schlenz, Absolventin der Universität Wien. „Auch in der Arbeit von Frau Mag. Schlenz werden Beziehungen thematisiert. Im Mittelpunkt stehen ‚Adaptionsleistungen‘, damit sind Anpassungsprozesse in Journalismus und PR an Regeln der jeweils anderen Seite gemeint. Die Autorin greift eine Kritik auf, wonach der Machtaspekt in diesem Modell vernachlässigt sei“, erläutert Dkfm. Bogner.

Experten aus Deutschland und Österreich

Ao. Univ.Prof. Dr. Roland Burkart, Universität Wien, Mag. Andreas Rinofner, Pressesprecher der ÖBB, Leo Hauska, geschäftsführender Gesellschafter Hauska & Partner, Prof. Dr. rer. pol. Michael Kunczik von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Dr. Manfred Reichl, Geschäftsführer Roland Berger Strategy Consultants und Dr. Anke Zühlsdorf, selbstständige Unternehmensberaterin aus Göttingen, referierten nach Verleihung der Preise über gängige Methoden und diskutierten anschließend in einer von Dr. Peter Muzik, Chefredakteur des WirtschaftsBlattes, geleiteten Podiumsdiskussion.

Als Schlüssel zu erfolgreichem Krisenmanagement sieht Leo Hauska das Verständnis von PR selbst: „Die mit Abstand meisten Krisen sind nicht von Katastrophen verursacht – sie kommen von innen. Der Erfolg und die Existenz eines jeden Unternehmens sind entscheidend von der Qualität seiner Außenbeziehungen abhängig. Es gilt daher, die Beziehungen mit allen relevanten externen Stakeholdern zu managen und aus ihnen Wert zu lukrieren.“

Wie erste Ergebnisse einer derzeit laufenden Untersuchung des Public Relations Transfer Centers (PRTC) bei österreichischen Unternehmen belegen, stehen Unternehmen zunehmend unter Zeitdruck. Vorbereitung, Schnelligkeit und Offenheit werden mehrheitlich als die wesentlichsten Erfolgsfaktoren für erfolgreiches Krisenmanagement erachtet. Hauska dazu: „Um in Zeiten permanenten Wandels Krisen-fit zu sein, ist es für Unternehmen unerlässlich, aktiv in bestehende Beziehungen zu investieren. Nur so kann die Herausforderung ‚Zeitdruck‘ effektiv und effizient gemanagt werden.“

Österreichischer Wissenschaftspreis für PR

Der Wissenschaftspreis für Public Relations wird vom PRVA für Arbeiten vergeben, die sich dem Untersuchungsgegenstand der Öffentlichkeitsarbeit widmen. Prämiert werden jedes Jahr abgeschlossene und approbierte Diplomarbeiten, alle drei Jahre (das nächste Mal 2004) Dissertationen. Ziel ist, die Qualität von Diplomarbeiten und Dissertationen zur Thematik Public Relations zu fördern und die Bearbeitung noch nicht erforschter Wissensbereiche anzuregen.