Julia Zwittlinger and the Sheep of Wall Street
Sie hat es ganz oben aufs Stockerl geschafft und in der Kategorie „Bachelorarbeiten“ den Franz-Bogner-Wissenschaftspreises abgeräumt. Darin beschäftigt sich Julia Zwittlinger mit der Bedeutung sozialer Medien für „WallStreetBets“, einem erfolgreichen US-amerikanischen Trading Kollektiv. Und das noch dazu auf Englisch. (Respekt, wir ziehen unseren Hut!) Im Gespräch mit PRVA.at. verrät die Salzburgerin interessante Details über ihr Forschungsprojekt.
Was ist genau ein „Trading Collective“ und wie arbeitet ein solches Kollektiv?
Das ist eine Gemeinschaft privater Wertpapier-Händler:innen, die über Social Media-Plattformen zusammenfinden. Wichtig ist, dass die Gruppenmitglieder offen und transparent über ihre Investitionen sprechen, sich austauschen, was gut funktioniert und wovon man lieber die Finger lassen sollte. Und es muss dabei um mehr gehen als nur um Geld, die Mitglieder müssen ein gemeinsames übergeordnetes Ziel verfolgen. Im Falle von Wallstreetbets ging es vor allem darum, den Kurs der Gamestop-Aktie in die Höhe zu treiben.
Erzählen Sie uns mehr über den Einfluss sozialer Netzwerke auf Trading Communities.
Die Plattform Reddit ist recht gut geeignet, damit sich die Mitglieder solcher Gemeinschaften austauschen und intern organisieren. Weiters ist Twitter oft das Sprachrohr nach außen und hat die entscheidende Funktion, mehr Öffentlichkeit zu generieren und Stakeholder wie Journalist:innen auf ein Kollektiv aufmerksam zu machen. Darüber hinaus kann man via Twitter gut Einfluss auf die Konstruktion einer kollektiven Identität nehmen.
Was ist die wichtigste Erkenntnis ihrer Bachelorarbeit für die Kommunikationspraxis?
Unternehmen sollten unbedingt häufiger auf Twitter setzen, um ihr Reputationsmanagement auszubauen. Auf Twitter lässt sich wie auf keiner anderen Social Media-Plattform mit anderen User:innen interagieren, weil man Unternehmenswerte und ideelle Ziele optimal kommunizieren kann. Außerdem zeigt das Beispiel Wallstreetbets, wie bedeutsam und einflussreich soziale Netzwerke in der modernen Gesellschaft geworden sind.
„How does the trading community Wallstreetbets accomplish organizationality? A qualitative content analysis“ // Bachelorstudium Kommunikationswissenschaften, Universität Salzburg // Betreuer: Peter Winkler
- Meine bevorzugte Social Media-Plattform ist ... LinkedIn, da man dort neben dem Netzwerk-Aspekt auch unheimlich viele News, aber gleichsam auch nützliche Materialien und Lernunterlagen zu spannenden Themen findet.
- Das höre ich gerne über meinen Beruf ... Aktuell arbeite ich im Portfoliomanagement, ich träume aber von einer Karriere als quantitative bzw. algorithmic Trader. Diese High-Frequency-Trader werden häufig als Rocket Scientists der Wallstreet beschrieben, was natürlich cool klingt.
- Mit dieser Tätigkeit verbringe ich untertags am meisten Zeit ... definitiv Programmieren. Ich arbeite sehr intensiv an privaten Projekten. Wenn‘s einmal hapert, kann es dauern, bis das Problem gelöst ist. Aber genau dieser „Problem-Solving“-Aspekt ist das, was mich so fesselt.
- Meine Stärken sind ... unheimlich ehrgeizig zu sein, mein Wissensdrang und eine „Niemals-Aufgeben-Einstellung“.
- In dieser Kommunikationsdisziplin kenn ich mich besonders gut aus … Organisationskommunikation (Communication Constitutes Organizations‘ Theory, Luhmann School, Montreal School).
- Diese drei Worte fallen mir beim Begriff Kommunikation ein... Social Networks, Wissenstransfer, Identität.
- Diese Zeitung hab ich zuletzt gelesen … Neue Zürcher Zeitung.
Julia Zwittlinger studiert nach Kommunikationswissenschaften – das Bachelorstudium beendete sie 2021 erfolgreich – nun gerade ein weiteres Fach: Der Plan der ehrgeizigen Salzburgerin ist, „Computer and Information Sciences“ 2023 abzuschließen.
Seit vergangenem Mai macht die quirlige 25-Jährige außerdem ein Praktikum bei der LGT Bank, der weltweit größten Private-Banking- und Asset-Management-Gruppe. Julia hat außerdem einen eigenen Trading-Bot und eine Krypto-Währung entwickelt.
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