DIGITALES ERZÄHLEN: Die Dramaturgie der Neuen Medien
Dennis Eick
252 Seiten, UVK Verlagsgesellschaft Konstanz, München Jänner 2014
Rezension von Kristin Engelhardt, engelhardt kommunikation gmbh
"Digitales Erzählen" ist ein Buch mit einer Überfülle von Denkanstössen, aus denen sich ein Mosaik-artiger Überblick zu aktuellen digitalen Medienmöglichkeiten formt. Es ist vor allem für Insider geeignet, die in der digitalen Medienwelt bereits gut zuhause sind. Sie werden ihre Freude an der zum Buch gehörigen Website haben: www.digitaleserzählen.de – dort finden sich zu jedem Kapitel wertvolle Videos und Links. Nicht zu reden von den zahlreichen Beispielen, die der Lesetext des Buches bietet.
Dennis Eick arbeitet als freier Autor in Köln und ist Dozent für Drehbuch-Schreiben an Filmschulen und an den Universitäten Köln und Düsseldorf. Vorher war er als Fiction-Redakteur bei RTL tätig. Er promovierte 2005 über Drehbuchtheorien an der Universität Mainz. Die 2. Auflage seines Buches „Exposée, Treatment und Konzept“ erschien in der gleichen Schriftenreihe wie „Digitales Erzählen“ im Jahr 2013. – Biographische Daten zum Autor finden sich nur auf der zugehörigen Website. Auch das Vorwort von Thomas Schäffer, dem Geschäftsführer der nordmedia-Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH. steht auf der Website. Im gedruckten Buch (natürlich gibt es auch ein E-book dazu) finden sich Informationen zu einer Reihe anderer Personen, deren Statements das Buch durchziehen. Wie eine endlose Aneinanderreihung von Aphorismen. Gute Englisch-Kenntnisse sind für das Lesen der zahlreichen englischen Zitate eine wesentliche Voraussetzung.
Im Kapitel 1 „Einführung“ steht der Schlüsselsatz: „Dieses Buch will die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Erzählungen untersuchen.“ Das 2. Kapitel befasst sich mit „Erzählen“. Hier ist offensichtlich, dass der Autor sich beim Filme-Machen auskennt. Eick spannt den Bogen vom Fortsetzungsroman bis zu „The French Revolution 2009“, dem Roman, den Matt Stewart auf Twitter veröffentlichte, und der Plattform gute-frage.net Kapitel Nummer 3 gilt „Zielgruppen und Märkten“. Es bietet gute Zahlen und interessante Ausblicke auf die technischen Möglichkeiten der Zukunft. Die inhaltlichen Auswirkungen werden ausführlich diskutiert: Von Social TV ist die Rede, von der Fragmentierung des Zielpublikums, der Mediennutzung, des Contents.
Im Kapitel „Viral Spots“ befasst sich Eick mit User Generated Content und dem dafür notwendigen Storytelling, denn hinter Marken/Unternehmen müssen dazu Geschichten stehen. Der Autor schildert, was gute Geschichten ausmacht; aus dem Blickwinkel ihrer Eignung für Viral Spots. Mit spannenden Beispielen zum Thema Interaktivität. „Web-Serien“ nennt sich der nächste Abschnitt. Darin werden insbesondere die Finanzierbarkeit von Web-Serien und die für deren Erfolg notwendigen Inhalte dargestellt. Im Kapitel „Games“ schwenkt Eick auf das Thema ein, wie künftiges Medienverhalten beschaffen sein wird, und befasst sich mit dem Wechselspiel bzw. den Gegensätzen von Ludologie und Narratologie.
Dem Kapitel „E-Books“ ist das Zitat „Die Zukunft des Buches liegt im Digitalen.“ vorangestellt. Markt und Technik werden darin umfassend behandelt. Der Abschnitt „Transmediales Erzählen“ bringt schließlich anhand von Beispielen einen noch weiter führenden Ausblick in die Zukunft: Da wird z.B. von einem Film berichtet, dessen Handlung durch die Tweets der Zuschauer mitbestimmt wird. Und von Alternative Reality Games oder von „Tatort+“, bei dem es Aufgabe der Fernsehzuschauer war, nach Ende des Films den Mörder selber zu finden. Organisatorische Hinweise und Anmerkungen zum Thema Autorschaft machen auch dieses Kapitel besonders wertvoll.
Abgerundet wird das Buch von einer Zusammenfassung, einer Literaturliste, Anmerkungen und der schon erwähnten Personenliste.
Summa summarum: Viele interessante Details, die Anstöße für die eigene Medienarbeit liefern können. Praxisbetont. Ein Arbeitsbuch, das man nur mit dem Notebook in der Hand konsumieren sollte. Um anhand der Beispiele im Internet das Gelesene nachzuvollziehen.