Karin Wiesinger: „Bei der Transparenz gibt es Luft nach oben"
Die Präsidentin des Public Relations Verband Austria, Karin Wiesinger, über die gegenwärtigen Herausforderungen der Branche, Imageprobleme und darüber, welche Themenschwerpunkte für 2023 auf der PRVA-Agenda stehen. Ein Interview im Branchenmagazin "Horizont" vom 2.12.2022.
HORIZONT: Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die österreichische PR-Branche?
Karin Wiesinger: Bestätigt auch durch die Ergebnisse unserer jüngsten Mitgliederbefragung 2022 im Zuge unseres Transformationsprozesses ganz klar in dieser Reihenfolge: Digitalisierung und digitale Transformation, Glaubwürdigkeit, Vertrauen sowie Image, Ethik und Qualitätsstandards. Besonders die zunehmende Vermischung von Fakten und Meinung ist zu einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen und demokratiegefährdenden Entwicklung geworden.
Und welche Maßnahmen setzt man, um gegen diese vorzugehen?
Mit drei Initiativen setzt die heimische Public-Relations-Branche ein deutliches Zeichen im Kampf gegen diese Fehlentwicklungen. Die Sensibilisierung und Weiterbildung von PR-Treibenden in Unternehmen, Agenturen und Institutionen sowie die Förderung von Qualitätsstandards stehen im Zentrum des PRVA-Fahrplanes für 2023. Dies ist auch das Ergebnis eines 2021 gestarteten Transformationsprozesses des Public Relations Verbandes Austria, der als Antwort der österreichischen PR-Branche auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden Risiken und Chancen für die Kommunikation fungieren soll.
Vor allem in Anbetracht der aktuellen politischen Ereignisse hat man in der PR- und Medien-Branche einen Imageschaden erlitten. Ist dieser korrigierbar?
Die jüngere Vergangenheit und gegenwärtige Entwicklungen, sowohl in der politischen Kommunikation als auch in der Medien- und Kommunikationsbranche, zeigen, wie unverzichtbar qualitative und ethische Standards sind, beziehungsweise sein müssen. Vor allem bei Transparenz und Kennzeichnungspflichten gibt es Luft nach oben. Die Außenwahrnehmung von Kommunikationsexpert:innen und deren Rolle für die Gesellschaft hat mit der Weiterentwicklung des Berufsfeldes in den vergangenen zehn bis 15 Jahren nicht Schritt gehalten. Weder die Unterschiede zwischen Werbung und integrierter, ganzheitlicher Kommunikation noch die vielfältigen Aufgabenbereiche professioneller Kommunikator:innen sind in der Öffentlichkeit ausreichend bekannt. Selbst bei direkten Dialog- und Stakeholdergruppen aus der Wirtschaft, dem öffentlichen Bereich oder der Medienbranche sind weiterhin Wissenslücken und/oder fälschliche Annahmen zu Berufsbild und Tätigkeitsfeld von Kommunikationsexpert:innen festzustellen.
Der Fachkräftemangel zieht sich aktuell durch viele Branchen. Wie steht es in der heimischen PR-Sparte um junge, qualifizierte Nachwuchstalente?
Richtige Talente zu finden und zu halten, war nie leicht und die durch die Pandemie ausgelöste Belastung und Unsicherheit hat die Lage zusätzlich verschärft. Mit der Einführung von beispielsweise 32-Stunden-Wochen versuchen einige Agenturen bereits gegenzusteuern. Damit spitzt sich auch der Kampf um Fachkräfte weiter zu.
Gibt es hier auch einen Wandel in der Branche in Bezug auf Anforderungen, Erwartungshaltungen und das Berufsbild der Arbeitnehmer:innen?
Aus meiner Sicht gibt es auf einer Seite immer noch das Bild von Mitarbeiter:innen, besonders im Agenturbereich, wo bis spät in die Nacht oder rund um die Uhr gearbeitet wird. De facto hat sich hier bereits viel verändert in Richtung flexibles Arbeiten. Bei der Agentur Grayling gibt es zum Beispiel ja mittlerweile die Vier-Tage-Woche. Gleichzeitig brauchen die vielfältigen Aufgabengebiete und der steigende Bedarf an Kompetenzen vor allem in der Digitalkommunikation auch mehr Weiterbildung. Mit den PRVA-Newcomers, unserer Nachwuchs-organisation, erleichtert der Public Relations Verband Austria unter 30-Jährigen den Berufseinstieg in die österreichische Kommunikationsbranche, setzt dabei auf Fortbildungsangebote, wie von unserem Wirtschaftspartner, der Austria Presse Agentur, und treibt dabei ihre individuelle Karriereentwicklung voran. Hier bieten wir zum Beispiel unser kostenloses Mentoringprogramm mit erfahrenen Kommunikationsexpert:innen an.
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