Johannes Vetter: Vom Klassen- zum Konzernsprecher
Ende des vergangenen Jahres veröffentlichte Johannes Vetter im „Standard“ einen Weckruf – gerichtet an die eigene Branche. Am Spiel stehe nicht weniger als die Zukunft der Qualitätsmedien. Der Grund: Ein Marktmodell namens Content Marketing, das „die Kraft habe, Unternehmen die Moral unter den Füßen wegzuziehen“, da immer mehr Unternehmen bezahlten Content klassischer Medienarbeit vorziehen würden. Der Journalismus, der recherchiert, hinterfragt und herausfordert, ist für Unternehmen jedoch unverzichtbar für deren langfristige Glaubwürdigkeit. Der deutsche „PR-Report“ widmete Johannes Vetter daraufhin ein Porträt mit dem Titel „Der Exorzist“. Auch das deutsche „Handelsblatt“ debattierte seinen Beitrag, genauso wie das Wirtschaftsmagazin „Brand Eins.“
Sein Befund über die Erosion des Qualitätsjournalismus fußt auf mehr als zwei Jahrzehnten Kommunikationserfahrung und Leben mit Journalismus: Wie sich das für einen 40-Jährigen ausgeht? Begonnen hat seine „Sprecher-Karriere“ 1991 als er als Klassensprecher eine Kampagne für Recylingbehälter an der Schule startete. Später hatte er als erster parteiunabhängiger Landesschulsprecher Wiens erste Auftritte in Funk und Fernsehen. Hier konnte er am eigenen Leib spüren, was es heißt, gelungene Presseauftritte zu absolvieren bzw. was weniger erfolgsversprechend ist. Im Alter von 17 Jahren kanalisierte Johannes seine politischen und kommunikativen Energien in seiner Tätigkeit für das Liberale Forum und wurde Stellvertreter von Heide Schmidt in Wien und Studierendensprecher. Seit er in dieser Funktion einmal in einer Rede zur Privatisierung der Mensa von kommunistischen Studenten von der Bühne getragen wurde, weiß er um die geballte Kraft disruptiver Kommunikation.
Während seines Jus-Studiums zog er nach Brüssel, wo er als Vorsitzender der Liberalen Weltjugend den Horizont seiner Kommunikationserfahrung um interkulturelle Vermittlung bereicherte. Zurück in Wien entschied sich Johannes das neue Studium „Informationsmanagement“ an der FH Burgenland zu absolvieren, an dessen Ausgestaltung er sich damals aktiv beteiligte – als Studiengangssprecher. Nach seiner Zeit als Sanitäter beim Bundesheer - als Soldatensprecher - wechselte er zu Trimedia Public Affairs (heute Grayling). Es folgten Jahre der Selbständigkeit in seiner eigenen Kommunikationsagentur IIPA (International, Industrial & Public Affairs), mit der er Kunden wie Google, Economist und Arcelor Mittal betreute. 2009 wurde er Head of International Press & Brandmanagement des ungarischen Mineralölkonzerns MOL in Budapest. Seine Expertise im Öl- und Gasgeschäft führte ihn schließlich zurück nach Wien, wo er 2011 Pressesprecher der OMV wurde. Seit 2016 vereint Johannes als OMV-Kommunikationschef nun die Bereiche Markenführung, interne und externe Kommunikation, Sponsoring, Event und Digital unter sich.
Der jüngste Karriereschritt führt Johannes Vetter ins Bundeskanzleramt, dort leitet er die Kommunikationsagenden.
Auch in seiner Freizeit lassen ihn die Medien nicht los: Seine Medienkonsumation ist zeitlich wie auch inhaltlich weitrechend - von Teletext, allen österreichischen Printmedien, dem Onlineblog 538, über Handelsblatt, FT, das SZ Magazin bis hin zu 11 Freunde.
Johannes Vetter wurde von Angelika Simma, Kommunikationsleiterin der Caritas Österreich vorgeschlagen.