Wissenschaftspreis 2002

Kommunikation der politischen Parteien auf dem Prüfstand

Verleihung des Österreichischen Wissenschaftspreises 2002 für Public Relations im Rahmen einer News-Matinée im Wiener Volkstheater. Wissenschaft stellt politischer PR schlechtes Zeugnis aus.

Am Sonntag, dem 30. März, stand die Kommunikation der politischen Parteien auf dem Prüfstand. Anlass dafür war der Österreichische Wissenschaftspreis für Public Relations. Er wurde heuer in Kooperation mit News und ORF Wien im Rahmen einer Matinée im Wiener Volkstheater von Staatssekretär Franz Morak verliehen. Dabei wurden Vertreter aller vier Parlamentsparteien sowie PR- und Medienexperten eingeladen, die für die Politik wenig schmeichelhaften wissenschaftlichen Erkenntnisse zu kommentieren und diskutieren.

„Diese öffentliche Auseinandersetzung über Politik und Public Relations war dringend notwendig“, so Leo Hauska, Inhaber eines heimischen PR-Unternehmens und Initiator der Veranstaltung. „Entgegen der weitverbreiteten Annahme, die Politik sei besonders geübt in wirksamer PR-Arbeit, stellt nämlich die Wissenschaft ganz klar fest, Politiker haben wenig Ahnung von professioneller Öffentlichkeitsarbeit.“

Den Anstoß für die aktuelle Diskussion gab eine Diplomarbeit von Mag. Ingrid Burgstaller. Diese Darstellung über „Politische Öffentlichkeitsarbeit von Parteien“ brachte ihr nicht nur den ersten Platz des Wissenschaftspreises ex aequo mit Mag. Cornelia Breuss – , sondern stellt politischen Parteien ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Mag. Burgstaller verweist in ihrer Arbeit auf die Bedeutung dialogorientierter Kommunikation und kommt zu dem Schluss, dass sich diese Sicht von Öffentlichkeitsarbeit in der Praxis politischer Organisationen noch nicht durchgesetzt hat. Auch betreffend strategischer Planung besteht im politischen Bereich noch Nachholbedarf, wobei dies besonders für die lokale Ebene gilt.

Unter der Leitung von News-Chefredakteur Dr. Peter Pelinka diskutierten darüber Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP), Josef Broukal (SPÖ), Dr. Hans Kronberger (FPÖ) und Ing. Franz Floss (Grüne) mit Dkfm. Franz Bogner, Leiter des Wissenschaftlichen Senats des PRVA, und ORF-Journalist Mag. Armin Wolf.

Der Kernpunkt der Auseinandersetzung liege dabei, so Leo Hauska, beim PR-Verständnis selbst. „Public Relations bedeutet das Gestalten von Beziehungen, wird aber heute noch von vielen mit Promotions, Propaganda oder Pressearbeit verwechselt.“

Ex aequo-Sieger des Wissenschaftspreises war Mag. Cornelia Breuss, Absolventin der Universität Wien, für die Arbeit „The eCrisis-Matrix. The Relevance of the Internet for Crisis Communication”. Der dritte Preis ging an Mag. Brigitte Hörmann, Absolventin der Universität Salzburg, für die Arbeit „Kommunikationsplanung für Menschenrechte. Eine Analyse der Kommunikationsinstrumente Social Marketing, Public Relations und Informations- und Kommunikationskampagnen“.

Der Wissenschaftspreis für Public Relations wird vom Public Relations Verband Austria (PRVA) für Arbeiten vergeben, die sich dem Untersuchungsgegenstand der Öffentlichkeitsarbeit widmen. Prämiert werden jedes Jahr abgeschlossene und approbierte Diplomarbeiten, alle drei Jahre (das nächste Mal 2004) Dissertationen. Ziel des Wissenschaftspreises ist, die Qualität von Diplomarbeiten und Dissertationen zur Thematik Public Relations zu fördern und die Bearbeitung noch nicht erforschter Wissensbereiche anzuregen.